Ereignisse aus dem 17. und 19. Jahrhundert

30-jähriger Krieg (1618-48)

Auszüge aus „Ohne Verschonung des Kindes im Mutterleibe…“ von Emil Walther:
Aus der Kirchenrechnung der Gemeinde von 1633 geht hervor, dass sich die kaiserlichen Soldaten an den Wachskerzen des Gotteshauses vergriffen, in der Schule und in der Pfarre die Fenster „ausschlugen“ und einen Einwohner des Dorfes tödlich verletzten. Das Sterberegister meldet: „Den 6. Novemb. (1633) ist Michael Andreas der Müller gestorben, vndt Christlich Zur Erden bestettiget (bestattet) worden, welcher von den krigsleuten vbel beschedigt geweßen.“

Am 7. April 1637 unternahmen die Truppen des Grafen Hatzfeld Beutezüge nach Ottendorf, Polenz, Langenwolmsdorf, Krumhermsdorf, Ulbersdorf, Lohsdorf, Hainersdorf, Cunnersdorf bei Hohnstein, Hohburkersdorf, Stürza und Dobra.

Am 13. April hausten räuberische Horden in Langenwolmsdorf, wobei „die Kirche Anno 1637 von den Kayserl. Völckern in Hazfeldischen March erbärmlichen von grunde aus abgebrannt“ wurde. Sie „führten aus Stürza, Hohburkersdorf und Zeschnig gegen 50 Wagen voll Heu und Getreide fort und trieben schändlichen Mutwillen in Polenz und in Ehrenberg“.

Der nordische Zug (schwedische Truppen – Abteilung des Generals und späteren Feldmarschalls Johann Banner unter General Torstenson), der durch die Stolpner Gegend führte, erklärt wohl den Eintrag in die Langenwolmsdorfer Sterbenachrichten. „Den 7. May (1639) ist Frau Martha, die alte Richterin (Frau des verstorbenen Ortsrichters), gestorben, vndt weil in der krigsgefahr, vndt Vnruhe die leichenpredigt nicht hat können Verichtet werden, ist hernach mals Ihr eine leichenpredigt gehalten worden.“

Es kann also gesagt werden, dass die Plünderungen hauptsächlich in den Jahren 1633 bis 39 erfolgten und von hatzfeldischen und schwedischen Truppen ausgeführt wurden.

1641 – 51

Nach der Zerstörung wurde die Langenwolmsdorfer Kirche von 1641 bis 1651 völlig neu gebaut. Die Ausführung erfolgte als schlichter Saalbau mit geradem Chorschluss; ihr Satteldach trägt einen hohen Dachreiter. Das Bauholz lieferte die bei Seeligstadt gelegene, kurfürstliche „Masseney“ genannte Waldung. Es brauchte nur zur Hälfte bezahlt zu werden, die andere Hälfte wurde auf kurfürstlichen Befehl aus Gnaden bewilligt. Eine vom Oberkonsistorium in der Ephorie Bischofswerda genehmigte Kollekte hatte zusätzlich 41 Taler eingebracht. Die Baukosten für die neue Kirche beliefen sich auf insgesamt 196 Taler. Beim Heben, dem Richtfest der noch ohne Turm dastehenden Kirche, wurden alle Zimmerleute zum Festmahl geladen. Der Turm wurde erst 1652 aufgesetzt und kostete 61 Taler.

1680

erhielt der Kunstmaler Gottfried Scheickern für 100 Reichstaler den Auftrag, Kirchendecke, Predigtstuhl und Schülerchor zu malen. Die Kirchendecke mit ihren ganzen Figuren sollte in Wasserfarben, der Predigtstuhl in Ölfarben und der Zierat vergoldet ausgeführt werden. Dies war zuvor im Beisein des Pfarrers, des Richters, des Schöppen und der Kirchväter im Namen der Gemeinde mit ihm getünget (vereinbart) worden. (Reste dieser Malerei sind 1964 auf dem Kirchenboden gefunden worden, aber leider nicht zugänglich.)

1683

Im Jahre 1683 wurde der Kirchturm mit Schindeln neu gedeckt. Der Maler Gottfried Scheickern erhielt daraufhin 5 Gulden 15 Groschen „um den Kirchturmknopf samt dem Hahn und dem Kreuze zu vergolden.“

1689

weihte man die Orgel der Kirche ein. Dazu wird zitiert:
„12 o. 17 Gr. dem Boten das Prinzipal vom Geising her zu tragen. 28 Thaler 21 Gr. Kostgeld für den Orgelmacher und seinen Sohn. 14 Thaler 12 Gr. wegen der übrigen 3 Register und des Blasebalgs.“

1844 – 46

Ein größerer Umbau der Kirche fand in den Jahren 1844 – 46 statt, bei dem das Innere klassizistisch umgestaltet wurde. In der Kirche senkte man den Fußboden ab und auch außerhalb der Mauern wurden mehrere Meter Boden abgegraben, wobei u. a. die Gräber an der Kirche ganz verschwanden.
Man vergrößerte die Kirchenbestuhlung und verlegte die Sakristei, die bis dahin an der Südseite angebaut gewesen, an die Nordseite der Kirche. Einen neuen Standort erhielten auch Taufstein, Altar und Kanzel, die sich vorher an einer Langseite (Süden) befanden. Die Orgel wurde von dem bekannten Orgelbauer Wilhelm Leberecht Herbrig aus Langenwolmsdorf komplett erneuert. Damit besitzt die Kirche mit zwei Manualen und 20 Registern das größte erhaltene Instrument des ortsansässigen Meisters.

1852

Zu Ostern 1852 wurde die zweite Langenwolmsdorfer Schule in Betrieb genommen.
Sie bestand aus 2 Klassenzimmern und 2 Lehrerwohnungen im Vorderhaus und einem Hinterhaus,
das wirtschaftlichen Zwecken diente. Am 24. April 1900, mit Beginn des neuen Schuljahres, gingen schon 223 Kinder in die Schule. Schon 1903 wurde im Handbuch der Schulstatistik für das
Königreich Sachsen eine 4-klassige Kirchschule erwähnt. Zwei Jahrgänge waren jeweils in einer Klasse zusammengefasst.
Aufgrund der steigenden Schülerzahlen und der Differenzierung des Unterrichts wurden die Klassenräume knapp. Deshalb zogen die Lehrer ins Dorf und ihre Wohnungen wurden zum Unterricht mit genutzt. Im Laufe der Jahrzehnte wurden Vorder- und Hintergebäude mehrmals um- und ausgebaut bzw. aufgestockt (1914, 1924 – 1926). Es entstanden neue Klassenzimmer und Lehrerwohnungen und im Nebengebäude wurde eine Hausmeisterwohnung eingerichtet.

1865

sächsische Triangulation
Großens Berg ist mit 383,4 m Höhe ü. NN die höchste Erhebung von Langenwolmsdorf. Dank seiner günstigen Lage dient der Berg als trigonometrischer Punkt. Das sind geodätische Festpunkte, die die Grundlage für die Durchführung von Vermessungsarbeiten und die Herstellung von Karten bilden. Die Landvermessung selbst, bei der die trigonometrischen Punkte zum Einsatz kommen, heißt Triangulation. Die trigonometrischen Punkte sind hier Eckpunkte eines ganzen Netzes von Dreiecken.
Den Punkt entdeckte die Gebirgsvereinssektion Stolpen. Ein Herr von Kiesewetter veranlasste, dass eine Orientierungsscheibe gefertigt und aufgestellt wurde. Ein 1 m hoher Stein aus dem Jahre 1865 erinnert an die sächsische Triangulation zur mitteleuropäischen Gradmessung in Langenwolmsdorf.

1862

Bereits 36 existierende Gewerbetreibende in Langenwolmsdorf. Zum Beispiel der Knochenmühlenbesitzer Friedrich August Böhmer (heutige Waldmühle) und der Knochen- und Waldmühlenbesitzer Friedrich August Forker, ebenso die Salzhändler Karl August Grützner, Wilhelm Traugott Forker und Karl Gottlieb Haufe oder der Tischlermeister Karl Gottlieb Mehnert und der Zimmerermeister Karl August Schaffrath.

1874 – 77 Bau der Eisenbahnstrecke

Die ersten Pläne über den Bahnverlauf erschienen im Jahre 1872. Der eigentliche Streckenbau begann 1874, die notwendigen Arbeitskräfte wurden einquartiert. Unter den Bauarbeitern befanden sich sehr viele Arbeiter aus Polen, Böhmen und Italien. Beim Bauabschnitt Neustadt – Dürrröhrsdorf wurden bis Jahresende 8750 m³ Erde bewegt und 200 m Planum hergestellt. Die Zahl der Beschäftigten betrug 169.
1875 wurden auf diesem Abschnitt sogar 384 000 m³ Erde umgelagert. Alle Schwellen wurden in Dürrröhrsdorf angeliefert. 3 Brücken, 18 Durchlässe, 53 Schleusen und 5 Bahnwärterhäuser wurden fertig gestellt. Außerdem begann der Bau des Stolpener Bahnhofsgebäude, das übrigens auf Langenwolmsdorfer Flur liegt.
Am 4. September 1875 traf die erste Lok in Neustadt ein. Es handelte sich um eine Bauzuglok, die von Bischofswerda über die Straße antransportiert wurde.
Im Jahr 1876 gab es folgenden Baufortschritt auf unserer Strecke: Bewegung von 420977 m³ Erde, Vollendung des Oberbaus, 3er Viadukte, von 19 Durchlässen und 36 Schleusen. An den Hochbauten verblieben nur noch Außenarbeiten an den Gebäuden in Langenwolmsdorf und Stolpen.
Am 19. August verkehrte der erste Bauzug von Dürrröhrsdorf bis Langenwolmsdorf und am 16. September von Dürrröhrsdorf nach Neustadt. Unter dem Jubel der Bevölkerung und dem Donner von Böllerschüssen fuhr der Zug, gezogen von der Lok „Spree“, in Neustadt ein. Am 30. Juni 1877 erfolgte die Einweihung der Bahn von Dürrröhrsdorf über Neustadt nach Bad Schandau durch eine „offizielle Beamtenfahrt“. Der Zug wurde von der Lok „August der Starke“ befördert. Tags darauf wurde die Bahn dem öffentlichen Verkehr übergeben.

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